Quomodo sedet sola civitas plena populo!
Facta est quasi vidua Scola gentium;
Princeps provinciarum Facta est sub tributo.
Plorans ploravit in nocte, Et lacrimae eius in maxilli eius
Non est qui consoletur eam, ex omnibus collegiis eius;
Omnes amici eius spreverunt eam, Et facti sunt ei inimici

Vorwort

Hochverehrter Herr Jubilar! Lieber Herr Kollege!

Gewiss werden Sie nicht erwarten, dass zu Beginn einer ihnen zugedachten Schrift mit dem Titel Lamentationes Jeremiae, die zu belächeln Sie niemals müde geworden sind, ein Tribut von biedersinnigen Lobsprüchen und herkömmlichen Wortgepränge entrichtet wurde, wenn anders Sie nicht überhaupt das Unterfangen, Sie nach ehrwürdig- hergebrachtem Brauche zu ehren, mit nachsichtiger Verwunderung aufnehmen und mit der Frage, was es denn eigentlich auf sich habe mit einer Fest-Schrift.

Denn schon das Wort -- um in Ihrer beliebten Etymologie eine Zeitlang zu weilen -- scheint ein Oxymoron. Es verkoppelt das Flüchtigste mit dem Dauerhaftesten, die rauschende Spekulation weniger Stunden oder Tage mit dem, was vielen Generationen zu ernsthaftem Nachsinnen aufgezeichnet ist. Die Zurüstungen von Wochen und Monaten, der Erfindungsreichtum der Schüler und der Schafsinn[[1]] der Gelehrten, die aufgesparten Schätze eines ganzen Landes wurden aufgesucht und aufgeboten, um in diesem einzigen Band verschwendet zu werden. Bezeichnend für diese Festschrift ist die "Sympathie für den immateriellen Stoff". "Architekturen aus nicht massivem Material: aus Wolken und Feuer, aus Wasser und Laub" wurden entrichtet, und es wäre nicht unberechtigt, zu diesem -- um das Paradoxon auf die Spitze zu treiben -- immateriellen Material auch das Papier, auf dem das Werk gedruckt ist, zu zählen.[[2]]

Deswegen sind wir unter uns nicht ganz einig darüber geworden, was es denn eigentlich auf sich habe mit dieser Festschrift. Doch haben wir uns bemüht, das weitgespannte Forschungsgebiet und die verschiedenen, doch allesamt bewundernswerten Tätigkeitsbereichen des hochverehrten Herrn Jubilars in den Studien und Entwürfen, die hier verlegt sind, widerzuspiegeln. Den Lebenslauf des Jubilars kennt jeder Gelehrter: die erstaunliche Geburt in Neu-Orleans; die Studienjare an den Universitäten von Georgetown und Harvard; die Wanderjahre, die der Jubilar im Kriegsdienst bei der amerikanischen Feldartillerie und in der Tätigkeit als Archivar im Fort Bliss Replikenmuseum verbracht hat; die triumphalen Jahre, die er der kühn-weitblickenden Absatztätigkeit bei der Sherwin-Williams Farbegesellschaft, dem Kühlschrankverkaufen und vor allem der ruhmreichen Mitarbeit am gelben Unterseeboot gewidmet hat. Diese Jahre, in denen das überquellende Genie des verehrten Herrn Jubilars die verschiedensten geographischen und intellektuellen Gebiete umfasst hat, waren, wie wir erst jetzt begreifen, nur das Vorspiel der Apotheose, welche die Berufung nach Dallas darstellte.

Daher ist diese Festschrift dem Jubilar von den Mitarbeitern gewidmet, begleitet von den Grüssen all derer, die sich in die Tabula gratulatoria eingezeichnet haben. Alle, die an dieser Festschrift entweder durch Beteiligung an der Verschwörung oder durch Mitlachen mitgewirkt haben, überbringen in Verehrung, Dankbarkeit und Freundschaft Ihnen, J e r e m y A d a m s, ihre herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem 40. Geburtstag, mit den Wörtern Goethes:

Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche,
Hier wird's Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist's getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan

Stuart Jenks -- James J. O'Donnell
Die Herausgeber



Vorwort zur
zweiten, unverbesserlichen Auflage

Die überaus unerfreuliche kritische Reaktion auf das Erscheinen der ersten Auflage ("Dieses Buch ist ein alter Freund geworden, aber vielleicht kein guter" Hartmut Boockmann in der Historischen Zeitschrift; "Ein Buch, das soviel Bewährtes übernimmt, kann nicht ganz schlecht sein, auch wenn viele Leser bei seinem Erscheinen zunächst an juristische Schritte gedacht haben werden" Thomas Vogtherr im Deutschen Archiv) hat bei den Herausgebern zu einer verständlichen Trotzreaktion geführt. Insbesondere die Ausführungen des sonst völlig unbekannten S. Holmes im English Historical Review ("privately printed ... said to be the last word on the subject") lösten einen auf beiden Seiten des Grossen Teichs deutlich vernehmbaren Aufschrei der Entrüstung aus. Es ist nicht das letzte Wort, sondern vielmehr das Letzte! Das Engagement des Heurigen-Verlags (Wien an der Regnitz) hat uns ebenfalls ermutigt, das Manuskript eigenwillig zu überarbeiten, neue Fehler in den Text einzufügen und die ganze Festschrift nach besten Kräften optimal zu verhunzen. Was lange währt, wird endlich schlecht!

Wir würden gern all denen danken, die bei der Vorbereitung der zweiten, unverbesserlichen Auflage tatkräftig Hand angelegt haben, doch wollte niemand genannt werden.

Stuart Jenks -- James J. O'Donnell
Die Herausgeber
in die sancti Nunquaminis, 1995


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[[1]] In der ersten Auflage erschief infolge eines bedauerlichen Druckfehlers an dieser Stelle das Wort 'Scharfsinn'. Die Herausgeber bedauern diese unbeabsichtigte Kränkung ihrer Kollegen.

[[2]]Wie weitblickend die Herausgeber i.J. 1974 waren, erweist sich durch den Umstand, dass die zweite Auflage elektronisch veröffentlicht wird. Das Papier hat sich in der Tat verflüchtigt. [Anm. d. Red. 1995]